Zwischen Aufbruch und Aufholbedarf: KI-Einsatz in Justiz und öffentlicher Verwaltung im DACH-Raum

Digitale Transformation: Wo stehen Verwaltung und Justiz?
Der öffentliche Sektor im DACH-Raum steht unter wachsendem Digitalisierungsdruck. Studien zeigen: Das Potenzial generativer KI wird erkannt – aber noch längst nicht ausgeschöpft. Laut einer McKinsey-Studie von 2024 bewerten Verwaltungsexpert:innen in Deutschland generative KI als relevante Zukunftstechnologie, doch nur sehr wenige setzen sie derzeit aktiv ein.
In Österreich ergibt der Technologieradar 2024 des BRZ, dass KI mittlerweile in vielen Behörden Thema ist – wenn auch primär explorativ. In der Schweiz zeigt die nationale E-Government-Studie 2025, dass inzwischen in jedem dritten Kanton eine gesetzliche Grundlage für digitale Verwaltungsservices besteht.
KI-Chancen: Worin liegt der Mehrwert für die öffentliche Verwaltung und Justiz?
Künstliche Intelligenz kann den öffentlichen Dienst in vielerlei Hinsicht unterstützen – vorausgesetzt, sie wird strategisch und verantwortungsvoll eingesetzt.
Mögliche Anwendungsfelder:
- Textgenerierung und Aktenanalyse (z. B. generative KI zur Entlastung von Sachbearbeiter:innen)
- Automatisierte Klassifizierung von Eingaben (z. B. Beschwerdemanagement, Anträge)
- Chatbots für Bürger:innenkontakt (z. B. Auskunft über Verfahrensstände)
- Entscheidungsunterstützungssysteme (z. B. im Sozial- oder Asylrecht)
Diese Chancen sind nicht nur hypothetisch: Die Hamburger Justiz kündigte an, dass in der Zukunft KI-Tools zur Bewältigung von Überlastung getestet gehören – mit Fokus auf einfache, repetitive Aufgaben.
KI-Herausforderungen: Warum der Fortschritt in der öffenlichen Verwaltung und der Justiz stockt
Trotz technologischer Reife und positiver öffentlicher Einstellung bleibt der Praxiseinsatz oft zögerlich. Eine SAS-Studie von Oktober 2024 kommt zu dem Schluss, dass viele öffentliche Behörden kritisch gegenüber dem Umgang von generativer KI mit persönlichen Daten sind.
Zentrale Herausforderungen im Überblick:
Herausforderung | Beschreibung |
---|---|
Datenschutz & IT-Sicherheit | Strenge gesetzliche Rahmenbedingungen erschweren Cloud-basierte KI-Nutzung. |
Fachkräftemangel | KI-Kompetenz fehlt oft innerhalb der Behördenstrukturen. |
Legacy-Systeme & Schnittstellen | Veraltete IT-Infrastruktur verhindert Integration moderner KI-Tools. |
Rechts- & Ethikfragen | Unklarheit über Verantwortung, Transparenz und Nachvollziehbarkeit. |
Wie wird KI akzeptiert - Risikoethik und Vertrauen
Moderne Technologien im Rechtsbereich müssen besonders hohen Standards genügen – nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich. Die „KI-Studie 2024: Nutzung & Vertrauen in der Gesellschaft“ (2024) zeigt, dass zwar fast die Hälfte der DACH-Bevölkerung KI bereits verwendet hat, aber nur 27 % „Vertrauen in die (Text-)Ausgaben von KI oder Chatbots wie ChatGPT (…) aufbringen.“
Für eine nachhaltige KI-Strategie im öffentlichen Sektor ist Vertrauen ein Zentralpunkt.
Entscheidend sind:
- Transparenz in Entscheidungsprozessen
- Ethische Leitlinien und Aufsichtsgremien
- Bürger:innenzentrierte Kommunikation und Partizipation
Justizsysteme im KI-Wandel: Zwischen Pilotprojekten und Realpolitik
Die Justiz agiert traditionell besonders vorsichtig – doch auch hier entstehen neue Ansätze. In Deutschland listet Legal Tech.de zahlreiche Pilotprojekte, etwa zur Analyse von Großverfahren oder automatischen Anonymisierung von Gerichtsentscheidungen. In Österreich standen KI-Themen 2024 erstmals im Fokus der Richter:innenwoche des BMJ.
Pilotansätze in der Justiz:
- KI-gestützte Recherchewerkzeuge für Richter:innen
- Sprachassistenzsysteme zur Protokollerstellung
- Unterstützung bei der Urteilsformulierung (nicht: Entscheidungsautomatisierung)
Wege zu KI-Einsatz in der öffentlichen Verwaltung und der Justiz
Was Verwaltung und Justiz konkret tun können:
- Fortbildung und Wissensaufbau
→ z. B. verpflichtende KI-Weiterbildungen für Führungskräfte - Technologiepartnerschaften eingehen
→ z. B. Kooperationen mit Universitäten, Start-ups und Plattformen wie ReMeP - Governance-Strukturen schaffen
→ z. B. KI-Standards, Audits und Ethikboards in Behörden etablieren - Prototyping fördern statt Großprojekte planen
→ Kleine, agile Pilotprojekte ermöglichen schnelle Lernzyklen
Digitalisierung des öffentlichen Sektors und der Justiz aktiv gestalten
Die digitale Transformation der öffentlichen Hand ist kein Selbstläufer – aber auch keine Blackbox. KI kann dabei helfen, Prozesse effizienter, bürgernäher und rechtssicher zu gestalten. Dafür braucht es keine Visionen aus der Zukunft, sondern mutige Entscheidungen in der Gegenwart.
„Recht gestalten – Digitalisierung verstehen – Zukunft verantworten.”
Das gilt auch und gerade für den Einsatz von KI in Justiz und Verwaltung.
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